Frau mit Spiegel und Lippenstift

Die Stimme, der Spiegel deiner Seele

  • 9. September 2020

Du kannst ein Lächeln vortäuschen. Du kannst etwas aussprechen, was du eigentlich nicht so meinst. Du kannst so tun, als ob du jemanden mögen würdest. Aber Vorsicht! Sei dir bewusst, dass der Schwindel auffliegen kann, sobald du den Mund aufmachst. Unsere Stimme ist der Spiegel der Seele. Der Klang des Charakters. Der Schlüssel zum Erfolg, aber eben auch zum Misserfolg. Wie viel Macht unsere Stimme hat, ist uns oft nicht bewusst.

Stimme und Stimmung sind wie beste Freundinnen – unzertrennlich. Der berüchtigte Kloß im Hals, wenn wir traurig sind. Ein schrilles „Hiiiii, wie geht’s Dir?“, wenn wir unserem Schwarm im Pausenhof begegnen oder ein leichtes Hauchen in Kombination mit dem Schlafzimmerblick.

Richtig hingehört können Menschen einen Blick in unser Innerstes erhaschen. Denn nicht nur Alter, Geschlecht und Herkunft spiegeln sich in unserer Stimme wider, sondern auch Gefühlslagen wie Angst, Ärger, Freude oder Nervosität. Das kann bei Vorstellungsgesprächen oder Gehaltsverhandlungen entscheidend sein. Bist du unsicher, selbstbewusst oder gar arrogant?

In die Irre geführt

bärtiger Mann schreit

Der Schockmoment: Aussehen und Stimme passen nicht zueinander. Bild von Michi S auf Pixabay

Die Stimme formt den Menschen, sie schafft Charakter und Vertrauen. Sie kann uns aber auch täuschen. Jeder von uns hat es schon einmal erlebt: Wir arbeiten jahrelang mit einem Kollegen zusammen, der in einer anderen Niederlassung sitzt. Sowohl unser wöchentlicher Abgleich der Geschäftszahlen als auch unser Small Talk über das Wetter und den letzten Kanaren-Urlaub, finden lediglich über das Telefon statt. Vor unserem inneren Auge erschaffen wir unser eigenes Bild, ohne ihn jemals gesehen zu haben. Körperbau, Haarfarbe, Nasengröße, Kleidungsstil. Dann der Schockmoment: Bei einem Präsenzseminar sehen wir ihn zum ersten Mal und sind fassungslos! Er sieht ganz anders aus, als wir ihn uns vorgestellt haben. Seine Stimme hat uns in die Irre geführt.

Wie Stimmen wirken

Mein perfekter Märchenonkel ist bestimmt nicht schlaksig und unrasiert. Bärtig soll er sein, ein alter, weiser Mann mit einem Bierbauch und einer Brummbär-Stimme. In meiner Fantasie taucht Synchronsprecher und Schauspieler Jürgen Kluckert vor mir auf, der unter anderem Benjamin Blümchen gesprochen hat.

Es gibt zahlreiche Studien darüber, was Stimmen ausstrahlen und wie sie ankommen. Bei tiefen Männerstimmen wird uns warm ums Herz. Sie klingen kompetent, zuverlässig und seriös. Geschichtlich gesehen schreien hohe und piepsige Frauenstimmen „Pass auf mich auf!“ Diese Wahrnehmung ist durch die Emanzipation etwas aus der Mode gekommen, bei vielen Männern wecken sie allerdings noch immer den Beschützerinstinkt. Das bedeutet nicht, dass hohe Frauenstimmen nicht sexy klingen. Ganz im Gegenteil. Bis zu einem gewissen Grad nehmen wir sie als sehr attraktiv wahr. Verwandeln sie sich allerdings in ein Quietschen, stört es uns und wir verbinden damit Naivität und Unglaubwürdigkeit.

„So ein Schwachsinn“, denkst du dir? Von einer hohen Männerstimme lässt du dich gerne in ein Gespräch verwickeln oder rauchigen Frauenstimmen könntest du stundenlang zuhören? Die Wahrnehmung ist nach wie vor subjektiv und von Gehör zu Gehör unterschiedlich.

Mann mit Atemmaske

Forscher können Krankheiten anhand der menschlichen Stimme erkennen. Bild von rottonara auf Pixabay

Krankheiten identifizieren

Unser Wunderwerkzeug verrät nicht nur wie wir uns fühlen, sie kann sogar Hinweise auf Krankheiten liefern. Na gut, eine bloße Erkältung aus unserer Stimme herauszuhören ist kein Hexenwerk.

Forscher gehen einen Schritt weiter: Sie bringen Computern bei, Krankheiten wie zum Beispiel Parkinson an der menschlichen Stimme zu erkennen. Patienten haben oft ein verändertes Sprechtempo, da Parkinson unter anderem die Muskulatur in Mund und Kehle angreift. Bisher ist die Technik noch nicht im Einsatz, doch Ärzte, Psychologen und Informatiker arbeiten mit Hochdruck an neuen Erkenntnissen.

Drei Tipps, um die Stimmlage zu verbessern

Fakt ist, dass jede Stimme einzigartig und besonders ist. Du wirst sie kein zweites Mal auf dieser Welt hören. Wichtig ist deshalb, dass du zu deiner Stimme stehst und ihr ausreichend Pflege schenkst. So eine findest du nie wieder. Drei Tipps, die dir dabei helfen:

  1. Gähnen: Regelmäßig ausgiebig Gähnen und Seufzen. Das entspannt deinen Kiefer und lässt deine Stimme klarer und befreiter klingen.
  2. Aufrichten: Mach dich groß, halte deinen Rücken gerade und richte dich auf. Atme tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Dein Körper braucht Freiraum, um deine Stimme mit ausreichend Luft zu versorgen.
  3. Trinken: Wasser, Wasser, Wasser. Das hält die Stimmbänder feucht und macht deine Stimme geschmeidig. Was Ihr noch gut tut? Schau mal hier.